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Wie der “educationial effect” und Geschäftsmodell-Offenheit beim Wachsen helfen. Interview mit CEO Pierre Beer von Barbara Einwag

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Wie der “educational effect” und Geschäftsmodell-Offenheit beim Wachsen helfen.

Interview mit CEO Pierre Beer von Barbara Einwag

BarbE: Hallo, Pierre. Du bist CEO bei GETT Gerätetechnik, die 1996 in einer vogtländischen Garage gegründet wurde, womit ihr euch im Kreise berühmter Firmen wiederfindet: Ford, Amazon, Hewlett-Packard, die Walt-Disney Company, Harley-Davidson, Apple und Google, und sogar “Barbie” starteten so.

Heute habt ihr Niederlassungen in Deutschland, den USA, Hongkong und Shenzhen, seid mit 200 Mitarbeitern international unterwegs. Wow, was für eine Erfolgsgeschichte! 

Was hat den amerikanischen Traum “made in Saxony” unterstützt, beflügelt, begründet?

Pierre: Wir sind aktuell zweite Unternehmergeneration, haben vom Gründer durch ein Management-Buy-Out die Firma übernommen. Die Säule des Erfolgs ist ohne Frage in den ersten Jahren gebaut worden.

Wenn es um Erfolgsrezepte geht: Zum einen waren da die Produkte und ein gutes Gespür dafür, welche beim Kunden gebraucht werden. Dann, als Ende der 90er das Thema Industrieautomatisierung hochfuhr, waren wir Problemlöser.

Der Gründer hat mit viel Vertriebs- und Marketing-Aufwand und Energie promotet, an vielen, vielen Türen geklopft, geklingelt, Messen…, all das war ein wesentlicher Treiber für den Erfolg. Das was auch Startups heute machen: die ersten Jahre Vollgas geben. Und dann das kontinuierliche weiterentwickeln.

Das Geschäftsmodell hat sich über die Jahre immer wieder gewandelt. Interessante Lernkurve: Am Anfang rein Handel, dann erste eigene Produkte, als man merkte, dass Kunden das brauchen, dann den Standort gebaut und neue Märkte und Kundengruppen erschlossen, technologisch erweitert… heute mehr Projektgeschäft, d.h. dass wir für gemeinsam mit den Kunden individuelle Produkte entwickeln, nicht nur Mensch-Maschine-Schnittstelle, also nicht nur Bedienung, sondern komplette Geräte, wobei wir auch Startups unterstützen.

Ich würde sagen, wir haben eine Menge “Geschäftsmodell-Offenheit”.

BarbE: Du bist der “Visionär” in euerer dreiköpfigen Geschäftsführung. Was ist dir dabei wichtig und welche Visionen verfolgst du aktuell?

Pierre: Ja, meine Vision für die Firma ist ganz klar: Über das Thema Mensch-Maschine-Schnittstelle hinauszudenken und sagen, wir entwickeln gemeinsam komplette Produkte, die den Menschen Freude machen. 

Viele Kunden haben den Fokus in ganz anderen Bereichen als in der Fertigung. Wir helfen ihnen bei der Realisierung ihrer Produktideen. Wir verstehen unsere Rolle auch als Firma, die Technologie-Distribution macht, dass wir Know-How nach außen bringen, das sind schon neue Aspekte, die zur Vision gehören. So steuern wir die Firmengruppe auch. 

BarbE: Ihr seid seit Jahren eine sehr enge und gute Beziehung zum Q-HUB und auch als Resident hier fest verankert. Was hat euch zur Zusammenarbeit bewegt und was war der Mehrwert davon?

Pierre: Das erste Mal aufmerksam geworden bin ich auf Mario, da ging es um das Thema Taiwan. (..) Ich merkte, dass hier die Begleitung von Unternehmen in verschiedenen Phasen und Geschäftsmodellen gefördert wurde, das waren wertvolle Impulse in verschiedene Richtungen: zum einen, ist das nicht ein Ökosystem, in das wir gut passen? Zum anderen, was ist da unsere Rolle? Hat mich zum Nachdenken gebracht und wir haben in Gesprächen geschärft, was denn Startups für Schmerzen haben. Dann kamen wir irgendwann darauf, das hatte bis dahin gar nicht so gesehen, dass ganz viele Startups einen Hardware-Bezug haben, Produktentwicklung brauchen! Und, dass wir ihnen dabei helfen können.

Die Stärken des Q-HUB, also wie pitche ich ein sauberes Geschäftsmodell, Geschäftsmodelle ausformulieren, definieren, was ist meine Value Proposition, Sparring zu geben, nicht nur Startups, sondern auch etablierten Unternehmen, das hat in Kombination mit dem was wir können, als Fertiger, als erfahrenes Unternehmen mit internationalem Touch, eine extrem erfolgreiche Zusammenarbeit befördert, die wir selber nutzen. 

BarbE: Welche Projekte setzt ihr mit dem Q-HUB gerade um? 

Pierre: Im aktuellen Projekt mit dem Q-HUB gehen wir aus unserer eigenen Bubble raus, was wir selbst so nicht abbilden können, weil wir da betriebsblind sind. Weil ihr als Q-HUB, als Profis wisst, wie Interviews aufgebaut werden, wie ihr an Dinge rangeht und was ihr davon ableitet, das können wir so halt so in dieser Art und Weise nicht. Wie wir mit und von unseren Kunden lernen, bringt uns eine tolle, ergänzende Perspektive aufs eigene Geschäft. Genau das ist auch der Benefit, den wir direkt spüren für uns selbst! Auch das ganze Thema Netzwerkarbeit! Benefit beruht da auf beiden Seiten. Ich bezeichne mich auch als Q-HUB-Botschafter. Wenn ich selbst über Startups stolpere, die Sparring brauchen, gibts eine Empfehlung wie umgekehrt. Eine Zusammenarbeit, wie sie sein soll!

BarbE: Schön. Da hast du die nächste Frage fast beantwortet… Was, glaubst du, hat sich durch die Zusammenarbeit mit dem Q-HUB bei euch verändert? 

Pierre: Was sich verändert hat, ist der ganzheitliche Blick. Was Unternehmen an verschiedenen Disziplinen zu bewältigen haben im Sinne der Customer Journey.

Als Unternehmer trägt man durch die Einbindung ins operative Geschäft oft Scheuklappen. Durch die Zusammenarbeit, den neutralen Blick können wir unsere Sicht erweitern, bekommt man einen breiteren Blick. Ich würde es “educational effect” nennen. Er verändert nachhaltig das ganze Gefüge, auch wenn ein Projekt abgeschlossen ist. Nicht nur bei den strategisch arbeitenden Menschen. Das ist das Besondere am Q-HUB, unterscheidet die Zusammenarbeit von anderen.

Wie soll ich es sagen…? Die Zusammenarbeit macht sehr viel Spaß, ist auf Augenhöhe, pragmatisch, praxisorientiert und hands-on. Aber im Vergleich ist es auch extrem angenehm, zusammen zu arbeiten. Es sind die sehr individuellen Lösungen, das Aufeinander-Eingehen. Was für uns relevant ist, zu adaptieren, keinen “Standard-Stiefel” zu machen, das ist wirklich, meinem Empfinden nach, sehr besonders. Dass es stets maßgeschneidert für uns ist. Das hebt sich sehr wohltuend ab! Die Ergebnisorientierung, mit ganz konkreten konkreten Handlungsempfehlungen sowie das pro-aktive Mitdenken zeichnen die Zusammenarbeit ebenfalls aus.

Auch der Zugang zum Netzwerk, das Q-HUB-Ökosystem mit den Innovation Nights und AgeTech, das ist auch mehr, können andere nicht bieten. 

BarbE: Das macht dich zum Botschafter! [lacht]. Ihr arbeitet in China, agiert auch auf dem chinesischen Markt. Gibt es Unterschiede?

Pierre: Ja, es gibt einige… Manches beginnt damit, dass dort Google & Co kaum eine Rolle spielen. Da haben uns wieder die erwähnten Learnings genutzt, die Kunden, Partner, Mitarbeiter zu befragen… 

BarbE: Danke, Pierre, das war sehr aufschlussreich! Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg!

Pierre: Sehr gern!

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